Gerhard Eichberger
Post by Udo Görtzhab da mal eine Frage an die Spezialisten.
Spezialist bin ich zwar keiner, aber vielleicht hilft Dir meine
Antwort trotzdem ein bißchen weiter.
Post by Udo GörtzWas braucht man alles um ein I-Net Cafe aufzubauen, Hard- sowie Software?
Welche Max.Verbindung ist sinnvoll und welche macht gar keinen Sinn?
Ich würde sagen, daß man einen Breitbandinternetanschluß verwenden
sollte. Allerdings hatte das erste Internet-Café in Tulln nur einen
Modemzugang, weil es damals in Tulln noch gar kein Breitbandinternet
(nicht mal ISDN) gegeben hatte.
Heutzutage gibt's bei den Providern (zumindest bei uns in Österreich)
einen ziemlichen Angebotsdschungel, sodaß man gar nicht sagen kann,
welches Angebot welches Providers das für einen günstigste ist.
Die Preise lassen sich ja noch einigermaßen vergleichen (abgesehen
von den unterschiedlichen Abrechnungsarten und Nebenleistungen).
Man muß aber auch die Qualität der einzelnen Provider berücksichtigen,
und die kennt man in der Regel nicht. Ich meine damit, wie oft es zu
Ausfällen gibt, ob der Provider eine Telefonhotline hat (meiner z. B.
hat keine), wie schnell Probleme gelöst werden und so weiter.
(Wahrscheinlich gibt es da dann auch noch diesbezügliche
Unterschiede bei den einzelnen Angeboten ein und desselben
Providers.)
Post by Udo GörtzIch frage, weil ich gerne ein I-Net Cafe aufbauen würde, hab ein
Ladenlokal in einer kleinen (wirklich kleinen) Stadt :-D
Da muß man sich natürlich auch anschauen, wieviele potentielle
Kunden es in dieser Kleinstadt gibt. Die Leute, die daheim eh schon
Internet haben, werden eher nicht in ein Internet-Café gehen (es sei
denn, der Zugang wäre kostenlos). Wenn die Gegend nicht gut
angebunden ist (ich hab' z. B. noch immer kein Breitbandinternet,
weil das an meiner Wohnadresse noch immer nicht angeboten wird
und bin daher mit Modem online), dann kann es interessant sein,
wenn man das Herunterladen großer Datenmengen und Brennen
auf CD anbietet.
Wie schaut's in dieser Kleinstadt mit Touristen aus? Da gibt's auch
immer wieder mal Leute, die im Urlaub in ein Internet-Café gehen,
weil sie in ihre Mailboxen reinschauen wollen. In diesem
Zusammenhang stellt sich die Frage, ob man beispielsweise einen
Zugriff auf Outlook Express erlauben sollte - es gibt ja Mailboxen,
die nicht anders als über POP3-Clients abgefragt werden können,
das ist zum Beispiel bei meiner helmi-Adresse der Fall, da gibt's
kein Webinterface dafür. Für die Abfrage meiner Blackbox-Adresse
müßte wiederum Javascript aktiviert sein und Pop-Ups dürfen nicht
unterdrückt werden. Und wenn die Leute chatten wollen, wäre wohl
mindestens Java vonnöten, wenn nicht sogar IRC. Und manche
Leute ärgern sich, weil sie im Internet-Café kein ICQ haben...
Post by Udo Görtzund hier gibt es kein I-Net Cafe,
Das ist schon mal gut, denn damit gibt's keine Konkurrenz.
Wenn Du das aber in einem Laden machen willst, sehe ich ein
anderes Problem:
Normalerweise sperren Geschäfte so um 18 Uhr zu und am
Samstag um 12 Uhr (Ladenschlußzeiten). Ich weiß ja nicht,
wie das in Deutschland geregelt ist, aber in Österreich darf ein
Geschäft nur unter bestimmten Umständen länger offen halten
und muß dann gleich weit mehr Abgaben zahlen. Außerdem
wollen die Gäste eines Internet-Cafés auch noch verpflegt werden,
und da hast Du in einem Laden auch schlechte Karten, da darfst
Du nämlich (zumindest in Österreich) lediglich Getränke- und
Zuckerlautomaten aufstellen. Alles andere fällt schon unter
Gastronomiebetrieb. (Nicht zu vergessen die eh schon
erwähnten Herren- und Damentoiletten.) Wenn Du ernsthaft
ein Internet-Café betreiben willst, dann sollte das auch am
Wochenende und abends geöffnet sein!
Post by Udo Görtzplatz wäre bei mir vorhanden, sowie einiges an Soft- & Hardware.
Wie geh ich dabei am besten vor? Gibt es irgendwo ein Howto, wo man das nach
lesen kann?
Also, ich beschreibe mal die Internet-Cafés, die ich kenne...
1.) Café Stein, Wien
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Früher, als ich noch keinen Internet-Zugang hatte (so ab 1995),
bin ich oft den langen Weg nach Wien gefahren, weil es in
meiner Gegend kein Internet-Café gab. Das Café Stein ist ein
größeres Café mit etwas alternativer Küche. Die haben dort
vier Apple-Macintosh. Diese sind in Glaskästen verpackt. Auch
die Monitore sind in den Glaskästen drinnen und stehen da so
ungefähr im 75-Grad-Winkel nach oben, sodaß man durch die
Glaskästen von oben auf die Monitore runterschaut. Das Ganze
ist ein wenig grotesk aufgebaut. Nur die Tastatur und die Maus
steht zur Verfügung. So zwei- dreimal die Woche war eine
Betreuerin da, die bei Problemen helfen konnte. Als Webbrowser
wurde da bevorzugt der Netscape Navigator verwendet. Der
Internet-Explorer war auch vorhanden, und zwar die Version 3.0
für Macintosh, aber der wurde weniger empfohlen, er lief dort
auch nicht besonders gut. Weiters war noch Eudora installiert,
mit dem ich mir meine Mails vom damaligen Hotmail-Account
holte. Beim Eudora mußte ich mich registrieren und nach einer
gewissen Zeit kostete das plötzlich was, da mußte ich meine
Kreditkartendaten angeben, damit ich meine e-Mails bekam.
Die Mails kopierte mir die Betreuerin auf eine Diskette. (Das
war natürlich nur möglich, wenn sie da war, weil man selber
ja das Kastel, wo die PCs drinnen waren, nicht aufsperren
konnte.) Ich hab' die Betreuerin mal gefragt, ob die da ein
Breitbandinternet haben. Sie hat mir gesagt, das brauchen
sie hier nicht. Denn in den oberen Stockwerken desselben
Gebäudes ist ein Rechenzentrum, und da gehen ganz einfach
vier Kabel zu den Rechnern herunter. (Sie haben eine Lösung
mit vier Kabeln gewählt, weil das für sie irgendwie günstiger
war als ein Kabel mit einem Appletalk.) Kosten tat das für die
Gäste damals 60 Schilling für eine Stunde, also etwa 4,36 Euro.
Wenn man keinen e-Mail-Account hatte, konnte man auch
e-Mails absenden, deren Absender dann ***@nowhere.at war.
Empfangen konnte man dann aber natürlich keine e-Mails.
2.) Ferdi's Pizza, Tulln
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Etwa ab 1998 gab es in Tulln das erste Internet-Café. Und zwar
war das eine alteingesessene Pizzeria, die in einem Nebenraum
zwei PCs aufgestellt hat und dort den Internet-Betrieb für ihre
Gäste zum Preis von 60 Schilling (das sind 4,36 Euro) für
eine halbe Stunde Internetzugang ermöglichte. Der Preis war
zwar recht hoch, aber es gab damals in unserer Gegend ja auch
gar keine Alternative, also wurde es auch angenommen. Hier
werkten zwei PCs, die völlig unverbaut waren. Die PCs waren
mit Windows 3.1 ausgestattet, und jeder hatte einen eigenen
Modemanschluß (also zwei Telefonleitungen für die Geräte).
Die PCs waren völlig ungeschützt, man konnte auf alle Programme
zugreifen und alles machen, was man wollte, auch ins DOS
kam man und so weiter. Manche Leute haben da von
mitgebrachten Disketten Programme installiert (CD-ROM-Laufwerk
hatten die Geräte ja nicht.), da gab's dann öfters Probleme.
Der Lokalbesitzer kannte sich mit Computern überhaupt nicht aus.
Er sagte mir, daß da einmal eine Firma gekommen ist, die dieses
Internet-Café-Zeugs anbietet, und er hat mit denen einen Vertrag
abgeschlossen. Der Wirt bekam einen Teil der Einnahmen vom
Internet-Betrieb, die Telefonkosten bezahlte diese Firma. Wenn
jemand ein Problem hatte, war das einzige, was der Wirt konnte,
auf ein Plakat zu zeigen, wo stand, daß man bei Problemen
CTRL-ALT-DEL drücken soll. ("Fragt mich aber bitte nicht, wo
diese Tasten sind, ich kenn' mich nicht aus, ich hab' sowas
zu Hause nicht.") Auf diesen PCs konnte man mit
Outlook-Express seine Mails verschicken. Als Absender war
dann der Wirt eingetragen. Weiters konnte man natürlich auch
in die Mailbox schauen, aber da waren nur Nachrichten von
anderen Leuten, die halt hier Mails weggeschickt haben,
drinnen, vom Wirten nicht. (Der kannte sich ja nicht aus und
benutzte die PCs selber nicht.) Die Rechner haben oft nicht
funktioniert, da mußte dann immer die Firma gerufen werden.
Irgendwann mal wurde der Internet-Betrieb aufgelassen und
die Firma hat die Geräte wieder mitgenommen.
3.) Planet Music, Wien
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Das ehemalige Rockhaus, das auf Planet-Music umgetauft
wurde (ein Veranstaltungszentrum, wo viele Rockkonzerte
gespielt werden) hatte eine kurze Zeit einen Internet-Betrieb
für Gäste. Das war ein PC, der zuerst im Foyer in der Nähe
des Einganges stand, später dann im angeschlossenen
Marshall-Café. Der Internet-Betrieb war kostenlos. Wie die
Ausstattung war, weiß ich nicht mehr; ich bin dort kaum
ins Internet gegangen. Auch hier war der Rechner selber
für jedermann frei zugänglich. (Also die Hardware meine ich.)
Der Internet-Betrieb wurde (wie ich hörte) deshalb eingestellt,
weil die Rechner nicht zum gewünschten Zweck verwendet
wurden. Der Betreiber wollte ja, daß die Leute sich die
Ankündigungen von Veranstaltungen anschauen und
Informationen über die Bands holen. Statt dessen wurde
der Rechner zum allgemeinen Surfen verwendet. Dann
wurden (wie ich hörte) von diesem PC aus Ankündigungen
für Veranstaltungen der Konkurrenz verschickt - da hat der
Betreiber den Internet-Betrieb für Gäste gleich wieder eingestellt.
4.) Net-Area, Tulln
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In Tulln wurde vor ca. zwei Jahren ein LAN-Café errichtet.
Die haben da so 30 - 40 PCs, auf denen verschiedene
Videospiele laufen. Da kann man sich dann gegenseitig
abschießen und sowas. Nebenbei arbeiten auch noch
einige Leute (Studenten, aber auch ein Computergrafiker)
oft an diesen Geräten. Weiters wird ein Internet-Betrieb
für Gäste zur Verfügung gestellt. Wieviel das kostet, weiß
ich nicht mehr, ich bin nur einmal von dort aus ins Internet
gegangen.
5.) Culture-X-Club, Nitzing
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Das ist eine Discothek, die hauptsächlich die Musikrichtung
"Alternativ" und ähnliches spielt. Das Lokal ist meistens nicht
sher voll, schon gar nicht, wenn Eintritt verlangt wird (bei Parties
oder Live-Konzerten). In einem Nebenraum steht ein PC, und
zwar einer mit 200 MHz. Bis vor kurzem war da Windows 98
installiert, jetzt hat er auf Windows XP aufgerüstet. Der
Internet-Betrieb für Gäste ist kostenlos, dafür ist das Bier
etwas teurer. Hier ist es so, daß der PC in einem Holzkasten
versperrt ist. Es gibt schon ein paar Einschränkungen,
allerdings stümperhaft gemacht. (Wenn ich's sogar schaffe,
den PC im DOS-Modus zu starten. Weiß aber nicht, ob sich
jetzt durch Windows-XP was geändert hat, hab's noch nicht
probiert.) Runterfahren kann man den Rechner jedenfalls.
Der Besitzer sagt mir, es ist überhaupt kein Problem. Wenn
der PC sich einen Virus eingefangen hat, dann formatiert
er die Festplatte und installiert alles neu, das geht dank
einer besonderen Technik vollautomatisch in ein paar
Stunden. Das ist laut Besitzer einfacher, als einen
Virenscanner (der sowieso nur trügerische Sicherheit gibt
und daher abzulehnen ist) zu installieren und dauernd
upzudaten. (Vielleicht gar nicht so blöd, die Meinung.)
6.) Bahnhof Einsiedeln (Schweiz)
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Im Urlaub hab' ich am Bahnhof Einsiedeln direkt am
Bahnsteig einen Automaten mit Touchscreen gesehen,
wo man gegen Einwurf von Münzen ins Internet kommt
und auch e-Mails versenden kann. Die e-Mails kommen
dann von einem Standard-Account und tragen am Anfang
eine Information, daß der Schreiber der e-Mail anonym ist,
die Mail am Datum/Uhrzeit von diesem Internet-Automaten
abgesendet worden ist und der Betreiber des Automaten
keine Haftung für den Inhalt dieser e-Mail übernimmt.
Mit Ausnahme vom Café Stein und dem Culture-X-Club waren
die Rechner stets frei zugänglich. Die Monitore waren bei
allen Internet-Cafés mit Ausnahme des Café Stein frei
zugänglich. Runter- und wieder Hochfahren ließen sich die
Rechner in allen Internet-Cafés. Outlook-Express wurde nur
in Ferdi's Pizza zur Verfügung gestellt. (Mit Ausnahme von
diesem Lokal konnte man in keinem anderen direkt im
Usenet posten - sieht man mal von Lösungen wie
Google-Groups ab.)
Soweit also mal meine diesbezüglichen Erfahrungen.
Gerhard